Yogaauszeit in St. Peter-Ording
- Verena
- 16. Okt. 2019
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. März
Du möchtest für einige Tage dem Alltag entfliehen, dir die Meeresluft um die Nase wehen lassen und Yoga in wundervollem Ambiente praktizieren? Willkommen in St. Peter-Ording!
Wenn du yogabegeistert oder zumindest daran interessiert bist, einen Entspannungsurlaub mit Yoga zu verbinden, hast du dich aller Wahrscheinlichkeit nach schon das eine oder andere Mal nach einem Retreat erkundigt: Einer kurzen oder auch längeren Auszeit mit Ruhe und Entspannung, köstlichem (und natürlich ultragesundem!) Essen, inspirierenden Gesprächen mit Gleichgesinnten, aber vor allem: viel Yoga.
Bei meiner Suche bin ich vor einiger Zeit über Das Kubatzki gestolpert- ein Hotel in Deutschlands hohem Norden, genauer: Im kleinen Küstenstädtchen Sankt Peter-Ording.
Hier werden ganzjährig Yogaretreats sowie Fortbildungen zum Thema Yoga angeboten. Wem das zu viel (oder zu kostenintensiv) ist, der kann sich stattdessen in einer oder gleich mehreren der täglich angebotenen Yogaklassen austoben oder entspannen, je nach angebotenem/-r Level oder Ausrichtung. Mit einer Freundin zusammen entschied ich mich gegen ein Retreat und für die Yoga-Flatrate. Im letzten Herbst sollten wir das Kubatzki also für einige Nächte kennenlernen.

Der Ort
Wer jetzt an Spaziergänge an der Promenade mit Blick aufs glitzernde Meer denkt, liegt vollkommen daneben.
Sankt Peter-Ording (oder wie von Einheimischen oder Insidern auch Sankt Peter oder SPO genannt) hat zwar einen hellen, breiten Sandstrand- bis dahin ist es aber ein weiter Weg durch weitläufige Dünen oder über eine lange Fußgängerbrücke. Strandspaziergänge gleichen somit eher einem Ausflug und sind weniger für einen kurzen Verdauungsspaziergang nach dem Essen geeignet.
Auch wer ausgiebige Shoppingtouren anstrebt, dürfte hier wenig glücklich werden. Der Ort ist mit seinen vielen Restaurants, Hotels und Ferienwohnungen zwar merklich auf den Tourismus ausgelegt, konnte sich aber dennoch seinen Charme bewahren. Insbesondere im gemütlichen Ortsteil Dorf, der neben dem Ortsteil Bad das Zentrum bildet, ist durch seine teils reetgedeckten schnuckeligen Häuschen die Nähe zu Sylt spürbar. Entlang der Dünen lässt es sich entspannt kilometerlang mit dem Rad fahren. Auf keinen Fall sollte ein Stop im Dorfcafé fehlen, wo es die wohl leckersten Torten (die meisten übrigens glutenfrei!) gibt und wo täglich um jeden Platz gekämpft werden muss.
Tatsächlich haben wir aber, trotz unseres mittlerweile zweiten und geplanten dritten Besuchs, vom Ort gar nicht so viel gesehen, da vor lauter Yoga, Kurkuma-Latte und Entspannung kaum Zeit für ausgedehnte Erkundungstouren bleibt. Luxusprobleme, nicht wahr?
Das Hotel
Kennt ihr das, wenn ihr euch einen Ort vor eurem Urlaub auf Katalogfotos, in Blogs oder bei Instagram unzählige Male anseht und ihn dann das erste Mal live und in Farbe bewundern könnt?
Kaum angekommen, stellte sich bei strahlender Oktobersonne und leuchtend blauem Himmel sofort ein Zuhause-Gefühl ein. Angefangen vom Kiesparkplatz mit seinen hohen, schattenspendenden Bäumen, der urgemütlichen Terrasse mit schaffell-gepolsterten Lounge-Stühlen, dem ansprechend gestalteten Eingangsbereich, wo geschmackvolle Mitbringsel wie Körperöle, Tee und regionaler Honig in einer Vitrine ausgestellt sind, bis hin zu den modernen, minimalistisch, aber dadurch nicht weniger gemütlich eingerichteten Zimmern.
Herzstück und Highlight des Hotels ist jedoch der offen gestaltete und lichtdurchflutete Restaurant- und Aufenthaltsraum. Hier wird neben dem Frühstücksbuffet das Abendessen in Menüform serviert. Lange Tafeln, an die sich Alleinreisende genau so wie Paare setzen, um ins Gespräch zu kommen, stehen neben Vierertischen. Auf gesamter Raumlänge blickt man durch die verglaste Front auf die Terrasse und hat dadurch stets ein ``draußen´´-Gefühl.

Der Kubatzki-Slogan ``Zuhause als Gast´´ könnte nicht treffender sein.
Wer spät oder lange frühstückt -denn das gibt es immerhin bis mittlerweile 12 Uhr-, der dürfte bis zum Abendessen um 18 Uhr wohl kaum Hunger bekommen. Falls doch, gibt es für den kleinen Appetit zwischendurch Obst sowie tagsüber auch selbst gebackenem Kuchen, Gebäck oder eine Suppe (kostenpflichtig).
Ganztägig stehen außerdem aromatisiertes Wasser (neumodisch: Infused Water) und sämtliche Teesorten der Firma Pukka kostenlos bereit. Der Raum ist Treffpunkt vor den Kursen, für kurze oder längere Gespräche bei einer Tasse Tee oder einfach zum berühmten Dolce Far Niente, dem süßen Nichtstun.
Obwohl das Hotel direkt an der (Einbahn-)Straße liegt, muss man sich hier um großen Verkehrslärm keine Sorgen machen. In unserem Zimmer, das nach hinten raus gelegen ist, war es selbst bei geöffnetem Fenster mucksmäuschenstill.
Die Yogaklassen
Zugegeben- meine größte Befürchtung war, dass mir die Yogastunden nicht gefallen. Vielleicht war das auch einer der Hauptgründe, der gegen ein Retreat sprach. Fluch und Segen einer Yogalehrerin ist es definitiv, viel (zu viel?) über die Yogapraxis und Sinn und Unsinn beim Unterrichten zu wissen. Meine Bedenken waren völlig unbegründet, wie sich schnell herausstellte.
Unterrichtet wird hier von der Chefin des Hauses -Dörte-, die mit einer solchen Leidenschaft und Authentizität unterrichtet, dass man gar keine andere Wahl hat, als sich ihrem 90-minütigen Yogazauber vollkommen hinzugeben.
Die zweite feste Yogalehrerin ist Meike, die außer ihren Klassen auch Massagen anbietet. Meike unterrichtet weniger kraftvoll aber nicht mit weniger Hingabe als Dörte und lässt die Zeit auf der Matte mit ihrer einfühlsamen Art so wie im Flug vergehen.
Neben den beiden unterrichten abwechselnd GastlehrerInnen, die für einige Tage oder Wochen ins Kubatzki kommen. Auch mit der lieben Tatjana Pfarr hatten wir das Glück, eine wunderbare Lehrerin kennenlernen zu dürfen und uns von ihr unterrichten zu lassen.
Die Kurse finden in der Regel zwei Mal morgens bzw. vormittags statt sowie zwei Mal nachmittags/abends, sodass auch Langschläfer auf ihre Kosten kommen.

Im Yogaraum mit seinem warmen Holzboden und dem Blick ins Grüne durch die bodentiefen Fenster wird Abschalten zur Leichtigkeit.
Das Essen
Ein Urlaub ist immer nur so gut wie das Frühstück, das serviert wird. So könnte meine Devise lauten seit ich individuell reise (tschüss Frühstück in Buffetform, wo lieber viel liebloses anstatt gutes Essen angeboten wird). Und wenn ich ehrlich bin, suche ich die Unterkünfte nicht selten nach den Frühstücksbewertungen oder -bildern aus (wer noch?!).
Du kommst also morgens nach einer wunderbaren, 90-minütigen Yogaklasse hungrig in den Frühstücksraum, und was findest du dort? Ayurvedisch anmutenden Frühstücksbrei mit warmem Obst, selbst gemachtes Müsli, Smoothies, mit frischen Kräutern zubereitetes Gemüse, Aufschnitt in verschiedenen Variationen, vegetarische Aufstriche und einiges mehr.
Kaum hast du Platz genommen, wirst du lächelnd nach deinem Getränkewunsch gefragt.
Wenn du zum Frühstück oder während des Tages eines Kaffeegetränk zu dir nehmen willst, hast du die Qual der Wahl: Kuhmilch oder eine der zahlreichen Milchalternativen (Soja-/Hafer-/Mandelmilch)? Latte Macchiato, Matcha oder doch lieber Kurkuma-Latte?
Beim Abendessen könnte man glatt auf den Gedanken kommen, in Berlin, Amsterdam oder einer anderen hippen Metropole zu sein. Hier gibt es weder Hausmannskost noch Fischfrikadelle. Stattdessen kommt allabendlich ein anderes kulinarisches Highlight auf den Tisch, das von anfänglichem Zögern angesichts der oft interessanten Zusammensetzung regelmäßig in Freudenstürme für die Geschmacksknospen übergeht.
Ein kleiner Auszug gefällig?
Das Essen ist frisch, regional, saisonal und vor allem: Mit Liebe zubereitet. Das schmeckt man bei jedem Bissen. Hier sind Menschen am Werk, die ihre Leidenschaft leben.
Bei deinem Abendessen, wo im Übrigen auf Qualität statt auf Quantität gesetzt wird, darfst du wählen: vegetarisch, vegan oder mit Fleisch/Fisch? Zusätzlich wird auf Allergien und Unverträglichkeiten Rücksicht genommen.
Dafür kann das 3-Gang-Menü schon mal etwas dauern. Aber wir sind ja schließlich zum Entschleunigen hier, und da gehört langsam und genussvoll essen in jedem Fall dazu.
Außerdem wird man so warmherzig und freundlich bedient, dass man gerne bereit ist, länger zu warten.
Warum Kubatzki?
Obwohl Das Kubatzki sicher eine hippe und somit absolut social media-taugliche Location ist, ist es dort erstaunlich entspannt und unaufgeregt. Man sieht nur selten jemand mit dem Handy in der Hand. Stattdessen werden Gespräche geführt, Kontakte geknüpft oder auch alleine ein Buch gelesen.
Überall im Haus spürt man eine angenehme (und dabei keineswegs unpersönliche) Lässigkeit, ein Entspannt-sein und zur-Ruhe-kommen, oft ein Allein- aber überhaupt nicht Einsam-sein. Gespräche mit Fremden, die sich eher wie Unterhaltungen mit Freunden anfühlen, ergeben sich ganz selbstverständlich genau so, wie ein Alleinsein-wollen akzeptiert wird. Jeder kann hier sein, wie er ist. Hier liest die Geschäftsfrau, die schon zum vierten Mal herkommt, eingewickelt in eine warme Decke mit dick besockten Füßen auf dem Stuhl das Greenpeace-Magazin, als der alleinreisende Unternehmer für einen kurzen Smalltalk anhält und schließlich mit seinem Hund (Hunde sind sehr willkommen- es gibt sogar Hundedecken und Spielzeug!) die erste Morgenrunde dreht. Mutter und Tochter kommen gerade aus der Morgenklasse und gesellen sich beseelt an den Frühstückstisch zu zwei Freundinnen, die hier sind, um endlich mal wieder mehr Zeit miteinander zu verbringen, Yoga auszuprobieren und es sich einfach richtig gutgehen zu lassen.
Toll ist auch der Kühlschrank, an dem man sich Tag und Nacht an Getränken und Snacks bedienen kann- die Abrechnung erfolgt über eine Strichliste.
Was sonst noch?
Das war dir alles zu viel Yoga? Kein Problem. Sowohl du als auch der Mann/die Freundin/Schwiegermutter können es sich auch als Nicht-Yogi gutgehen lassen. Die Kurse kann man beliebig dazu buchen- entweder stundenweise oder als Flatrate. Vor Ort werden E-Bikes zum Ausleihen (gegen Gebühr) angeboten, und auch ein Elektrofahrzeug kann man mieten, um damit die Gegend zu erkunden.
Es gibt einen kleinen, aber feinen Wellnessbereich mit Sauna, außerdem werden verschiedene Massagen von wechselnden (Gast-)Therapeuten/innen angeboten.
Du bist noch immer nicht sicher?
Wir sind dieses Jahr (Stand 2025) bereits zum 6. Mal dort gewesen und haben schon wieder gebucht. Jedes Mal treffen wir auf die gleichen Gesichter. Es besteht also Wiederholungsgefahr- vielleicht überzeugst du dich selber vor Ort. Viel Freude und beste Erholung wünsche ich dir!
Comments