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Skandinavienfeeling auf Estnisch

  • Autorenbild: Verena
    Verena
  • 7. Apr. 2022
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. März

Du magst Urlaub abseits des Massentourismus, Abgeschiedenheit und Natur in Hülle und Fülle und möchtest ein bisschen skandinavische Luft schnuppern? Tere tulemast oder: Willkommen in Estland!

Skandinavien ist von hier nur einen Katzensprung entfernt.


Ein kurzer Faktencheck.

Rund 50% der Fläche Estlands ist bewaldet. Weitere 20% bestehen aus Moor- und Sumpfgebieten.

Du hast also nicht nur endlose Möglichkeiten, in den Wäldern und Moorlandschaften spazieren zu gehen, sondern auch recht gute Chancen, dort einem Elch oder sogar Bären zu begegnen.

Was das Thema Digitalisierung angeht, ist Estland mehr als fortschrittlich und gehört sogar zu den führenden Staaten der Welt: Nicht nur viele der Gründer*innen bekannter Unternehmen sind Esten und Estinnen- offenes WiFi gibt es beinahe überall, selbst in den Wäldern. Ein Internetanschluss wurde in Estland sogar zum Grundrecht erklärt. Auch online wählen ist in Estland möglich.

Was hierzulande nur zum Espresso dazu gereicht wird, ist in Estland überall selbstverständlich: In den Restaurants wird zu jeder Bestellung kostenfreies Trinkwasser zur Verfügung gestellt.

Auch bei der Genderfrage ist Estland weltoffen: Toiletten sind vielerorts, selbst weit draußen, genderneutral.

Es gibt sogar eine (in-)offizielle fünfte Jahreszeit: Die Zeit zwischen Winter und Frühjahr, wo das geschmolzene Eis des kalten Winters ganze Landschaften überschwemmt. Was man als Katastrophe bezeichnen könnte, wird sich hier kurzerhand zunutze gemacht: Mit Booten fahren die Einwohner*innen durch die Wälder, und natürlich ist dieses Spektakel auch eine Touristenattraktion.


Die Anreise: Seebad Pärnu

Die ersten Tage unserer Reise im Frühjahr 2019 verbrachten wir in der größten Stadt im Westen des Landes: In Pärnu. Gewohnt haben wir im stylischen Strandhotel Ranna.



Außer kurzen Strandspaziergängen sowie unserem Abendessen in zwei empfehlenswerten Restaurants im Ort haben wir von der Umgebung nur einen kleinen Teil gesehen, da wir vor allem viel unberührte Natur erleben wollten. Aus diesem Grund ging es für uns in die Nationalparks Soomaa und Laheema sowie das Landschaftsschutzgebiet Marimetsa, wo wir uns den großen Moorpool trotz noch recht kühler Apriltemperaturen auf keinen Fall entgehen lassen wollten!

Was euch dort erwartet? Moore soweit das Auge reicht!

Da diese nicht betreten werden dürfen, führen schmale Holzstege durch die weite Moorlandschaft (Teile davon sind sogar rollstuhltauglich). Zwischendurch habt ihr die Möglichkeit, in den Moorpools zu schwimmen oder zumindest die Füße in das kalte Wasser zu halten. Skandinavienfeeling pur!


Wer die Einsamkeit liebt und Naturfanatiker ist, ist hier goldrichtig. Wir haben Stunden dort verbracht, ohne auch nur einer Menschenseele zu begegnen. Nacktschwimmen inklusive!


Im Baumhaus wohnen? Willkommen in Koppelmaa!

Wenn du eine besondere Unterkunft suchst, wirst du in Koppelmaa, im Westen Estlands, fündig,

wo wir einige Nächte in einem Baumhaus verbracht haben. Das kleine Areal verfügt über mittlerweile mehrere Holzhütten oder Baumhäuser und ein großes Gartenhaus, in dem wir unser Frühstück (und an einem Abend sogar von unserem Gastgeber frisch gefangenen, gegrillten Fisch) bekamen. Auch den (eiskalten!) Naturschwimmteich der unglaublich herzlichen Gastgeber Kirsti und Espar durften wir nutzen. Es gibt außerdem mehrere Saunen, davon mittlerweile sogar eine in einem Baumhaus. Näher kann man der Natur kaum sein.

Wer noch nie in einem Baumhaus gewohnt hat, sollte das schleunigst nachholen. Abends inmitten der Bäume auf der Terrasse den Sonnenuntergang in der Hängematte anzusehen ist einfach unvergesslich.



In den darauffolgenden Tagen haben wir den ehemaligen Tagebau Rummu sowie das daneben liegende frühere Gefängnis Murru besucht, bei dem es sich um einen ziemlich coolen Fotospot handelt (btw hat Till Lindemann von Rammstein dort sein Video zu ``Knebel´´ gedreht).

Das verfallene Gefängnisgebäude steht inmitten einer türkisfarbenen Lagune, die nach der Stilllegung des Tagebaus entstanden ist und das bereits geschlossene Gefängnis geflutet hat.



Ein Ausflug ins Mittelalter: Ein Besuch in Tallinn

Wer Estland besucht, kommt um einen Besuch in der Hauptstadt nicht herum. Obwohl ich Großstädte lieber meide oder meist schnell wieder verlasse, kann ich euch Tallinn nur ans Herz legen, denn es ist eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Städte Europas und für mich ein absoluter Geheimtip! Tallinn ist unglaublich kontrastreich und hat so viel zu bieten. Obwohl das Zentrum recht klein und überschaubar ist und alles sehr gut zu Fuß erkundet werden kann, gibt es hier eine Menge zu sehen.


In Kellergewölben Kaffeetrinken, Kuriositäten in einer der ältesten Apotheken Europas bewundern, eine kleine Zeitreise im wohl bekanntesten Wirtshaus Tallinns- dem Olde Hansa- erleben, die Altstadt auf der alten Stadtmauer umrunden- das alles und noch viel mehr ist Tallinn.


Tallinn bietet Kontraste zwischen Altertum und Moderne: Während in der historischen Altstadt mit ihren kopfsteingepflasterten Gassen und Sehenswürdigkeiten Mittelalterfeeling aufkommt, gibt es im noch recht neuen und alternativen Künstlerviertel Telliskivi Flohmärkte (darunter die große Foodmarkt- und Flohmarkthalle Balti Jaama Burg, unbedingt einplanen!), Streetart an jeder Ecke, kleine Shops mit allerlei schönen Dingen und handgemachten Produkten sowie richtig coole Cafés (z.B. in einem stillgelegten Zugabteil) und Restaurants.


Streetart und coole Locations im Künstlerviertel Telliskivi


Estland ist, nebenbei bemerkt, ein Paradies für Menschen, die sich vegan oder glutenfrei (oder beides) ernähren, da man wirklich überall etwas zu Essen bekommt. Wir haben ausnahmslos richtig lecker gegessen. Insbesondere das Vegan Resto V (ein rein veganes Restaurant, eine Reservierung schon Tage vorher ist ein Muss!) und das Kivi Paber Käärid (übersetzt: Schere, Stein, Papier) kann ich euch nur ans Herz legen! Liebevolle und lustige persönliche Nachrichten auf der Serviette, die einem die Kellner und Kellnerinnen mit der Rechnung bringen, sind dort inklusive.

Wer höherpreisig shoppen und den Tag in hippen Bars ausklingen lassen möchte, dem ist ein Besuch im kleinen und architektonisch durchgestylten Rotermann-Viertel zwischen Altstadt und Hafen zu empfehlen.


Zurück in die Einsamkeit: Skandinavische Luft in Estlands Norden

Wer genug Stadtluft geschnuppert hat und sich nach Ruhe sehnt, ist im Norden des Landes gut aufgehoben.

Die Nähe zu Skandinavien spürt man hier besonders deutlich, wo sich ein in Pastelltönen gestrichenes Holzhaus an das nächste reiht. Fährt man die Küste entlang, blitzen durch den Wald am Wegesrand schon der Strand und das hellblaue Meer hindurch.


Es gibt Unterkünfte, die so besonders sind, dass man noch viele Jahre später immer wieder daran denkt. Eine, die ganz sicher dazu gehört, ist das wundervolle Adami Talu in Vainupea.



Wer mich kennt, weiß, dass ich die Unterkünfte für unsere Urlaube nicht selten nach Fotos und Bewertungen des Frühstücks aussuche (wer noch?). Und insbesondere damit konnte unsere Gastgeberin Eva, die nicht nur einrichtungstechnisch einen Sinn für das Besondere, sondern sogar bereits ein Backbuch geschrieben hat, mehr als punkten. Schon früh morgens zauberte sie für uns das leckerste und reichhaltigste Frühstück, das wir wohl jemals aufgetischt bekamen. Frisch gepflückten Tee aus dem eigenen Garten gab es natürlich dazu.

Allein das Ambiente des Wintergartens mit Blick in den weitläufigen Garten ist eine Übernachtung wert und man möchte überhaupt nicht mehr aufstehen.



Die kleinen Häuser auf dem weitläufigen Grundstück, das in Alleinlage liegt, sind urgemütlich und stillvoll eingerichtet. Ringsherum gibt es nichts als Natur pur, wodurch sich abends gern das eine oder andere Reh in den Garten verirrt.

Die einsame Gegend ist kaum auf Tourismus ausgelegt und eignet sich bestens für kilometerlange Spaziergänge an verlassenen Stränden und Wandertouren durch endlose Wälder.

Nach der Rückkehr wartet auch schon ein weiteres Highlight: Die traditionell finnische Smoke Sauna, die versteckt in einem kleinen Waldstück auf dem Grundstück liegt. Anders als bei uns bekannten Saunen wird eine Rauchsauna 8-10 Stunden vor der Nutzung mit offenem Feuer angeheizt. Da der Raum weder Fenster noch einen Schornstein hat, kann der Rauch nicht entweichen und erst wenn die Temperatur erreicht ist, wird das Feuer gelöscht und die Rauchklappen geöffnet. Die Sauna ist bis auf spärliches Licht oder Kerzen unbeleuchtet- richtig gemütlich!

Neben der urigen Holzhütte fließt ein kleiner Bach, in dem ihr euch nach dem rauchigen Vergnügen erfrischen könnt.


Auch in der Gegend um Vainupea gibt es Moore zu entdecken, und zwar das Hochmoor Viru, in dem man weite Teile des Moors von einem Aussichtsturm aus überblicken kann. Der Rundweg mit Lehrpfad ist ca. 6 km lang. Auf andere Menschen trifft man auch hier eher selten.



Jetzt aber wirklich: Ausflug nach Skandinavien!

Zu guter letzt haben wir die die Nähe zu Finnland genutzt, um für einen Tag mit der Fähre von Tallinn nach Helsinki zu fahren (was übrigens sehr zu empfehlen ist, da die Überfahrt nicht teuer und das Buffet auf dem Schiff sogar inklusive ist).

Helsinki ist eine echt coole, vielseitige (und leider auch teure) Stadt, die nicht nur viele Sehenswürdigkeiten bietet und architektonisch reizvoll ist, sondern praktischerweise auch noch am Meer liegt- ideal also für einen entspannten Kurzbesuch in Skandinavien.


Die Anreise

Am Schluss leider eine schlechte Nachricht für alle, die möglichst klimafreundlich reisen möchten: Die Anreise mit dem Auto dauert -je nach Wohnort- einen knappen Tag und lohnt daher nur mit Zwischenstop oder wenn ihr plant, längere Zeit vor Ort zu bleiben.


Bist du neugierig geworden und möchtest deinen nächsten Urlaub in Estland verbringen und brauchst noch ein paar Tips oder hast Fragen? Stell sie mir gern in den Kommentaren.


Du möchtest mehr erfahren?

Hier bekommst du umfassende Informationen: www.visitestonia.com





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