Besondere Begegnungen und Erlebnisse auf Reisen
- Verena
- 24. Okt. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Feb.
Wer gerne reist und viel in der Welt unterwegs ist, kennt sie: Diese manchmal lustigen, teils sonderbaren oder auch prägenden Begegnungen und Gespräche, die sich meist ganz zufällig ergeben. Mit dem Paar, das sich um die einmalig schöne Unterkunft kümmert, in der du ein paar Tage verbringst und mit dem du abends bei selbstgekochter Pasta und einer Flasche Wein mit Blick auf die abendrotgetränkten Felder und Wiesen Sloweniens versackst und über nachhaltiges Gärtnern philosophierst. Oder mit der alten Dame, die dir morgens in Cornwall köstlichen Cream Tea in ihrem urigen Cottage auf dem Land serviert und dir Insidertips für Ausflüge in der Gegend gibt und die dir erzählt hat, dass sie erst im hohen Alter anfing, Gäste zu bewirten, nachdem ihr Mann plötzlich verstarb und sie so der Einsamkeit entfliehen konnte.
Die Geschichte hinter den Lieblingsfotos
Es können herzerfrischende Begegnungen sein wie die mit dem Asiaten mit Strohhut den wir auf dem Weg zur Burg von Ljubljana trafen. Er stand da mit seinen Crocs und einem überdimensionalen Holzstock, den er als Wanderstock nutzte und fragte mich, ob ich ein Foto von ihm machen könne. Dieser kleine Mann strahlte so viel Zufriedenheit aus und da ich ihn so wunderbar sonderbar fand, konnte ich nicht anders, als ihn nach einem gemeinsamen Foto zu fragen (wozu er mehr als gerne bereit war). Das Foto ist noch heute eines meiner liebsten Reisebilder, da es für mich die Essenz des Reisens darstellt- festgehalten auf bedrucktem Fotopapier.
Thailand- Das Land des Lächelns (und der Träume)
Vielleicht hast du auch bereits sehr persönliche Geschichten erfahren, die noch nachwirken, wie ich von dem jungen Briten, den ich in Thailand traf. Er erzählte eines Abends von seiner jahrelangen Drogenvergangenheit und dass er nun mit Hilfe dieser Reise sein Leben umzukrempeln und nochmal neu anfangen wolle. Nachdem er bereits einige Wochen in Thailand verbracht hatte und regelmäßig zu Thaiboxingkurse ging, erzählte er eines Morgens beim Frühstück, dass er die Nacht zuvor das erste Mal wieder geträumt habe und dass es ihm wie ein Wunder vorkomme. Davor habe er jahrelang nicht träumen können. Mich beeindruckt diese Geschichte noch heute (negativ) gleichermaßen wie sie mich fasziniert.
Ein wegeisender Kurzbesuch bei Michi
Doch ich rede nicht nur von Menschen, die dich in irgendeiner Art und Weise erfreuen oder an die du dich einfach gerne zurück erinnerst.
Besonders meine ich eben DIE inspirierenden Begegnungen, die manchmal richtungsweisend sind und deinem Leben ganz neue Optionen und Möglichkeiten aufzeigen. Manchmal ergeben sich durch unerwartete Gespräche abends bei einem Glas Tinto de Verano in dem coolem Viertel in Barcelona oder ungeplante Aufeinandertreffen bei einem Surftrip in Portugal neue Ideen oder gar unorthodoxe Lösungen für als unlösbar gehaltene Probleme. Vielleicht entfachen sie in dir das Interesse für ein neues Hobbys oder sind der zarte Beginn einer neuen Leidenschaft, für die dein Herz plötzlich unaufhaltsam schlägt und die dein Leben fortan begleiten und es größtmöglich bereichern wird.
Bei mir war so ein Erlebnis der spontane Besuch bei der Freundin einer guten Freundin während der Durchreise zu unserem Österreichurlaub in Bayern vor 12 Jahren. Ihre Einstellung und Ernährungsweise waren (für die damalige Zeit und mein Empfinden) doch recht außergewöhnlich. So kochte sie uns zum Abendessen ein ayurvedisches Dal und bereitete uns ein Frühstück aus lauter regionalen, gesunden Bioprodukten zu. Mit gesunder (und erst recht nachhaltiger) Ernährung hatte ich damals noch so gar nichts am Hut und war dementsprechend beeindruckt angesichts dieser so ganz anderen Essweise und dem Umgang mit Lebensmitteln, die mir so gut schmeckten und für die ich gleich eine besondere Wertschätzung empfand. Dass sie mit diesem einmaligen, kurzen Kontakt mein weiteres Leben in bestimmter Hinsicht maßgeblich beeinflusste, wurde mir erst Jahre später bewusst.
Sangría und Salsa in Madrid
Eine weitere, für mich so magische Geschichte, die ich schon oft erzählt habe, ist Folgende: Vor gut zehn Jahren verbrachte ich im Rahmen mehrerer Sprachreisen einige Wochen in Madrid. Neben unglaublich interessanten Menschen verschiedenen Alters und Herkunft (woraus übrigens länderübergreifende Freundschaften entstanden, die bis heute anhalten) traf ich dort eine unglaublich lebensfrohe und charismatische Schauspielerin- nennen wir sie Nora. Wir verbrachten die Abende in Tapas Bars und zogen -wie in Spanien üblich- abends von Bar zu Bar und ließen uns mit der Menge treiben. Am letzten Abend erzählte sie uns bei einem Glas Sangría (möglicherweise waren auch schon einige mehr im Spiel), dass sie noch nie privat mit einem Mann getanzt habe. Ich möchte nur kurz erwähnen, dass es ihr sicher nicht an Möglichkeiten gefehlt hätte!
Zudem erwähnte sie nebenbei, noch nie einen Mann mit Bart geküsst zu haben. Der Abend schritt weiter fort und wir zogen in die nächste und übernächste Bar weiter. Long story short- ihr ahnt es schon: Die letzte Szene des Abends schließt mit Nora, die im Vorraum der Toiletten in den Armen eines bärtigen Mannes tanzt als gäbe es kein Morgen. Gerüchten zufolge soll es noch eine alternative Schlussszene geben, aber die Geschichte endet heute hier.
Traveling- it leaves you speechless. Then turns you into a storyteller.
Doch was haben all diese (vielleicht teils sonderbaren) Menschen und Begegnungen gemein?
Sie machen deine Reise in vielerlei Hinsicht noch besonderer. Wie oft erinnern wir uns an den traumhaften Sonnenuntergang am Strand von Bali, den Kochkurs auf Sri Lanka, bei dem wir die leckersten Gerichte kochten, an deren Geschmack wir uns noch heute erinnern, die Wanderung in Nepal und den unvergesslichen Blick auf den Mount Everest, von dem wir so viele Jahre geträumt haben.
An eines erinnern wir uns aber meist noch viel intensiver und deutlicher: Die Gespräche, die wir mit jemandem aus unserer Wandergruppe auf dem Weg zum Gipfel über bislang unerfüllte Wünsche und den Sinn des Lebens führen, die Gespräche über Kultur und Bräuche des Landes mit deinem Lieblingstaxifahrer auf Bali, den du schon alleine deshalb immer wieder anrufst, oder der Besitzer des Agriturismo in Italien, mit dem du dich zwar nur mit Händen und Füßen verständigen kannst, der dir aber immer seine beiden Hunde zu deiner Hütte schickt, nachdem er erfahren hat, dass dein Hund kurz zuvor verstorben ist.
Geschichten, die du noch nach Jahren erzählst. Worte, an die du dich dein Leben lang erinnerst. Menschen, die du fest in dein Herz geschlossen hast, auch wenn es Fremde sind.
Und was ist deine Geschichte?
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